Flugmodellbau
  Bespannen
 

Stand: 28.03.2022
 

Diese Abhandlung war Grundlage für einen 4-seitigen Artikel in der Fachzeitschrift für Freiflieger, der "Thermiksense". Der Artikel ist veröffentlicht in Thermiksense 1/2010, Seiten 24 bis 27. Kontakt: https://www.thermiksense.de

Eine Bezugsquelle für Bespannmaterialien ist am Ende der Seite aufgeführt.

 

Bespannen

1. Vorbemerkungen

Seit meinem ersten Flugmodell, das ich im Alter von 9 Jahren, also 1951, selbst bespannt habe, verwende ich als Bespannung nur Papier, Vlies, Seide oder Nylongewebe. Folie habe ich bisher noch nie benutzt, da ich mit solchen Modellen sehr viele schlechte Erfahrungen gemacht habe. Insbesondere bei den Modellen „Der kleine UHU“ oder den verschiedenen „Amigo´s“ infolge Strömungsabriss, wie unter der Rubrik: „Der kleine UHU“ beschrieben oder auch bei größeren Modellen, wie auf den verschiedensten Flugplätzen hautnah erlebt, die infolge flatternder Fläche, etwas schneller als vorgesehen, wieder auf dem Boden zurück waren. Bisher habe ich 126 Modelle selbst konstruiert, und auch etwa 30, nach Plan gebaut und alle Modelle mit diesem Bespannmaterial bezogen. Lediglich das 5 m Modell, die GK 61, und die F3B-Modelle, wie noch 2 weitere Modelle waren, aus Stabilitätsgründen, vollbeplankt und mit Glasseide verstärkt.
Als Grundlage für die Wahl des Bespannmaterials ist zu beachten, dass dieses nach dem Anstrich mit Spannlack absolut luftdicht sein muss. Schon die kleinsten Poren ergeben eine Druckausgleich von der Unter- zur Oberseite der Flächen und somit ein Einbrechen des Auftriebes, wobei im Extremfall keinerlei Auftrieb zustande kommt. Ferner ist zu beachten, dass bei dem Druckausgleich ein Luftwirbel entsteht, der den Widerstand erhöht und somit nochmals zur Leistungsverringerung des Modelles beiträgt.

Es ist schön, dass es seit langer Zeit Spannlack fertig zu kaufen gibt. In meiner Jugend bin ich noch mit dem Fahrrad von Kino zu Kino gefahren und habe um die übrig gebliebenen Zelluloid – Filmstücke, die bei Filmrissen anfielen, gebeten, die ich dann in Aceton aufgelöst und anschließend mit einem dünnen Tuch die Silber – Beschichtung ausgefiltert und das Ganze dann als Spannlack genutzt habe, was sehr gut funktionierte. Erst etwa Anfang bis Mitte der 50iger Jahre des vergangenen Jahrhunderts konnte ich Spannlack käuflich erwerben. Bei meinen ersten Modellen habe ich noch Filmreste als Spannlack verwendet.

Die nachfolgend beschriebene Bespannmethode habe ich in den 80iger Jahren des vergangenen Jahrhunderts bereits in Fachzeitschriften, wie „FMT“ und „Thermiksense“, jedoch nicht so ausführlich, veröffentlicht. Ferner wurden in diese Abhandlung auch modernere Bespannmethoden mit aufgenommen. Die beschriebene Methoden haben den Vorteil, dass weniger Feuchtigkeit in das Holz des Modelles eingebracht und somit weniger Verzugsmöglichkeiten entstehen, denn beim Aufkleben der Bespannung mit wasserlöslichem Kleber, wie Glutofix, darf das Modell vorher nicht mit Grundierung gestrichen werden, sondern der Kleber muss auf das rohe Holz aufgebracht werden, um die Klebekraft zu erhalten, was einen hohen Eintrag von Feuchtigkeit in das Holz und eine entsprechend lange Trockenzeit, mit sich bringt. Wenn die Nasenleiste mit einem verhältnismäßig stumpfen Werkzeug, in der Fabrik, gefräst worden ist, werden natürlich die eingedrückten Fasern durch die Feuchtigkeit aufquellen, was ein unschönes Aussehen der Nasenleiste mit sich bringt. Es kann aber auch für die Aerodynamik vorteilhaft sein, da die Nasenleiste dann als Turbulator wirken kann. Sollte ein Rohbau dennoch grundiert werden und dann die Bespannung mit Glutofix aufgebracht werden, ist die Klebekraft nicht sehr hoch, was Nachteile wie auch Vorteile bringt, so kann später die Bespannung wesentlich einfacher erneuert werden, was ich bereits mehrfach als positiv bewerten konnte.
 
Wie bei allen Flugmodellflächen ist auch hier die Grundvoraussetzung, dass der Rohbau verzugsfrei auf einer entsprechenden Helling gebaut wird. Ist ein Verzug in der Fläche wird sich dieser immer, wenn auch nach Jahren, wieder einstellen, da auch der Spannlack ein Kunststoff ist und Verzüge eine Kraft ausüben, denen ein Kunststoff über längere Zeit nicht standhalten kann. Beim Wahl des Klebstoffes für die Bespannung sollte darauf geachtet werden, dass der Klebstoff sich bei späteren Reparaturen wieder lösen lässt, entweder durch Wasser oder Lösungsmittel um Reparaturen zu ermöglichen. Somit scheidet der oft propagierte Dispersionsleim zum Aufkleben der Bespannung aus, da dieser sich weder durch Wasser noch durch Lösungsmittel auflösen lässt und somit eine erforderliche Reparatur wesentlich erschwert.
Bei der Bespannung ist jedoch auch zu beachten, dass das Material, wie auch der angewendete Spannlack zu der Modellstruktur passt, d.h. dass zu leichten, fragilen Modellen nur ein dünnes Bespannmaterial verwendet wird. So sind für Saalflugmodelle der Klasses Peanuts oder Walnuts, mit Fluggewichten von 5 bis 10 Gramm, lediglich Papiergewichte von 8 bis 10 g/m² angebracht Dickere Papiere hätten , nach Auftragen des Spannlackes eine zu große Spannkraft, so dass die Struktur des Modelles beschädigt oder zumindest für Verzüge sorgen würde. Dies gilt auch für größere Modelle, bei denen ebenfalls die Bespannung der Gerippestruktur entsprechend ausgewählt werden muss.
In diesem Zusammenhang ist auf historische Modelle in Kiefern-Sperrholz-Bauweise zu verweisen. Bei diesen Modellen zeigt, bei den meisten Modellen, der obere Holmgurt eine Wellenlinie, wobei die Felder zwischen den Rippen stark eingefallen sind. Dies erfolgt durch die Zugkraft der Bespannung parallel zu den Rippen. Hierbei muss man sich auch vor Augen führen welch relativ hohe Kraft erforderlich ist um den oberen Hauptholm so stark zu biegen. Infolge der Biegung treten im oberen Teil des Holmes starke Druckkräfte auf. Auch in der Längsrichtung der Flächen, also in Richtung der Holme, entstehen durch die Zugkräfte der Bespannung entsprechende Druckspannungen, in den Holmen. Diese müssen zu den Druckspannungen infolge der Durchbiegung zuaddiert werden. Je straffer nun das Bespannmaterial ist, desto höher werden diese Druckkräfte, so dass für die entstehende Belastung beim Hochstart oder Fliegen nur wenig Spielraum übrig bleibt. Aus diesen Gründen ist es außerordentlich wichtig, dass das Bespannmaterial der Struktur des Rohbaues entsprechend angepasst wird, da ansonsten das Modell bereits ohne weitere Belastung bereits zu Schaden kommen kann.
Ein weiteres Kriterium ist der Spannlackauftrag. Auch hier ist darauf zu achten, dass dieser der Struktur des Modellgerippes entspricht. So kann ein fragiles Saalflugmodell nicht mit einem unverdünnten Spannlack gestrichen werden, sondern dieser muss hierfür stark verdünnt angewendet werden, um ein verzugsfreies Modell zu erhalten. Auch bei größeren Modellen gilt der gleiche Grundsatz. Hier gilt nicht: "Viel Spannlack hilft viel", sondern auch bei größeren Modellen sollte auf die Bespannung nur so viel Spanjnlack aufgebrscht werden, bis diese straff ist und die Drehsteifigkeit dwer Fläche gerade gewährleistet ist. Jedes zu viel verringert die statische Belastbarkeit des Modelles und kann zu Rissen der Bespannung schon bei geringen Stößen führen oder im Extremfall weist das Modell Schäden detr Bespannung auf, obwohl es ruhig im Depot lagerte. Wobei zu beachten ist, dass wie bei allen lösemittelhaltigen Materialien das Lösungsmittel auch noch über längere Zeit entweicht und somit die Spannung weiter erhöht wird und irgendwann ist auch die Reißfestigkeit des Papiers oder des Gewebes überschritten. Eine Schwachstelle hierbei ist die Bespannung, die über die Rippen verlaufen.
Hier ist auch anzumerken, dass im Handel Spannlacke mit unterschiedlichen Spanneigenschaften vertrieben werden, die also mehr oder weniger stark spannen. Auch dies muss vorher an Hand einer Probe ausgetestet werden, was insbesondere dann gilt, wenn man von einer bisher benutzten Marke zu einer anderen Marke wechselt.
 
 

2. Vorbehandlung

 
Vor Bespannen der Fläche muss diese, am besten mit Porenfüller auf Nitro-Basis, gestrichen werden. Porenfüller ist relativ schwer, hat aber eine sehr gute Füllwirkung und die Bespannung haftet auf dem Füller relativ gut. Porenfüller sollte aber zum Auftrag entsprechend verdünnt werden um nicht eine zu dicke Schicht zu erhalten. Bei Wettbewerbsmodellen, bei denen es auf jedes Gramm an Gewicht ankommt, wird Zaponlack verwendet, da dieser sehr leicht ist. Beim ersten Anstrich sollten alle Teile der Tragfläche gestrichen werden sollen, was einen, wenn auch geringen, Festigkeitszuwachs ergibt. Nach Trocknung werden die Klebeflächen auf denen die Bespannung aufgelegt wird, mit feinem, etwa 180iger, scharfem Schleifpapier, leicht abgeschliffen, um die entstandene Rauigkeit zu beseitigen und dann werden lediglich diese geschliffenen Flächen nochmals mit Porenfüller bzw.Zaponlack, gestrichen. Bei diesem, 2. Anstrich gebe ich dem Porenfüller bzw. Zaponlack, noch etwas Hartkleber zu. Auf ca. 0,2 Ltr. (1/2 kleine Gemüsedose von 0,4 ltr.) 5 Gramm Hartkleber (UHU-hart). Hierdurch wird der Anstrich etwas härter und lässt sich besser schleifen und die Klebekraft für das Bespannpapier wird höher. Anschließend wird auch dieser Anstrich leicht geschliffen. 
Vor dem Bespannen ist darauf zu achten, dass die Arbeitsfläche absolut sauber ist. Sollten "Krümel" zwischen Beplankung und Bespannung geraten, wird das Bespannmaterial bei dem späteren Überschleifen durchgeschliffen, was zu Festigkeitsverlusten und unsauberer Oberfläche führt. Das Bespannen sollte nicht an einem warmen, lauen Sommertag in Freien ertfolgen, obwohl dann nicht der Geruch von Spannlackverdünnung im gesamten Haus ist, da im Freien die Verdünnung sehr schnell verdunstet und ein Justieren des Bespannmateriales ist nur bedingt oder überhaupt nicht mehr möglich. 
 

3. Materialauswahl

Vor der Festlegung des Bespannmateriales ist zu beachten, dass Vlies nicht elastisch ist und somit für sphärisch gewölbte Bauteile, wie elliptische Flächenenden mit aerodynamischer Schränkung nur mit Schwierigkeiten und entsprechender Faltenbildung verwendet werden kann und somit nur bei rechteckigen oder trapezförmigen Flächen angewendet werden sollte. Papier ist wenig besser geeignet, da es in feuchtem Zustand geringfügig zu dehnen ist und an solche Bauteile mit entsprechender Vorsicht angepasst werden kann. Sollte das Papier trocken verarbeitet werden, gilt natürlich auch hier das für Vlies Beschriebene. Bei Seide ergeben sich hierbei, in gewissen Grenzen, keine Probleme, da dieses Material sehr flexibel ist. Bei Nylongewebe gibt es Unterschiede von sehr geschmeidig bis vollständig unflexibel, je nach Dicke des verwendeten Einzelfadens.
 

4. Papier und Vlies

Vor der Verarbeitung von Vlies ist darauf zu achten, dass die Arbeitsfläche vollkommen sauber ist. Da Vlies ein Kunststoff ist, lädt dieser sich beim Darüberstreichen sehr schnell statisch auf und zieht alle auf dem Baubrett vorhandenen kleinen Teilchen magisch an, was zu unschönen Oberflächen führt. Dies gilt insbesondere bei warmer, trockener Luft. Bei dem Zuschneiden der Bespannung aus Papier oder Vlies, mit entsprechendem Überstand, muss auf die Laufrichtung der Fasern geachtet werden. Die Laufrichtung muss immer Parallel der Spannweite verlaufen. Diese läuft immer in Richtung der längsten Seite des Bogens bzw. in der Rollrichtung des Vlieses. Das Vlies rollt sich im Regelfall zusammen. Dann ist die Außenseite, die glattere Seite, welche bei der Tragfläche immer außen sein muss. Die Unterseite des Vlieses ist etwas rauher und es kann bei mehrfachem, unmittelbar nacheinander durchgeführtem Überstreichen mit dem Pinsel mit Spannlack, leicht zur Flusenbildung kommen, welche dann , nach Abtrocknung, eine rauhe Oberfläche bildet. Diese Rauhigheit ist relativ schwierig durch Abschleifen mit einem feinen, etwa Körnung 180 und gut greifendem, scharfem Schleifpapier zu beseitigen. Die abgeschliffenen Flusen müssen gründlich entfernt werden, entweder mit einem Lappen oder mittels Aufblasen von Pressluft aus einem Kompressor und dann muss die Hoffnung gehegt werden , dass bei dem nächsten Spannlackanstrich die Oberfläche etwas glatter ist. Sollte beim Abschleifen z.B. beim Randbogen das Vlies stark angeschliffen sein, kann diese Schadstelle mit einem Hartkleber z.B. UHU-Hart, unter Zuhilfenahme eines Fingers, eingestrichen und geglättet werden.
Das Bespannmaterial, sei es Papier, Vlies oder Seide wird von mir meist in feuchtem Zustand aufgespannt. Hierzu wird das mit Überstand vorgeschnittene Bespannmaterial auf die Fläche aufgelegt und mit einem weichen Schwämmchen oder mit einem Zerstäuber Wasser aufgebracht. Bei Papier und einem Schwämmchen muss dies sehr vorsichtig erfolgen, da ansonsten das Papier zerreißen kann. Als Zerstäuber kann ich keinen Blumensprüher empfehlen, sondern eine Sprüher aus dem medizinischen Bereich, da diese wesentlich feiner und gleichmäßiger sprühen.

Bei Papier sollte jedoch zuerst eine Probe gemacht werden, ob dieses sich problemlos, entsprechend feucht bearbeiten lässt. Die neueren Papierarten neigen dazu, dass sich die Oberfläche beim Einstreichen in nassem Zustand aufrubbelt, wobei die Rubbeln nicht mehr wegzubekommen sind und je mehr gerieben wird, desto mehr und größer werden die Rubbeln. Diese Rubbeln können später, nach Spannlackanstrich, geschliffen werden, jedoch sind sie nie mehr ganz heraus zu bekommen. Ich hatte schon Papier bei denen die Rubbeln auch beim Einstreichen des Spannlackes auftraten und je öfters ich darüber gestichen habe, desto größer wurden die Rubbeln, was auch beim 2. und 3. Anstrich noch weiter ging und ich das Papier wieder entfernen musste. Auch hatte ich bereits das Problem, dass Papierreste, die ich nach etlichen Jahren verwenden wollte, sich jetzt plötzlich vollständig kräuselten und diese Rubbeln auch nach Trocknung des Spannlackes nicht mehr geringer, sondern stärker, wurden. Auch hier musste ich den Spannlack auf dem Papier wieder durch Verdünnung anlösen und das Papier entfernen. Diese Sache ist mir vollständig unerklärbar, denn wenn das bereits vor Jahren mit diesem Papier passiert wäre, wäre es sicherlich im Abfallkorb gelandet, wie das mit den jetzigen Resten geschehen ist.
Ich konnte auch, bei verschiedenen Papieren, nicht erkennen, ob es hier eine Ober- und Unterseite gibt. Beide Seiten waren gleich.
Bei Papierbespannung hilft nur entsprechend vorsichtig feucht oder aber gleich trocken aufbringen und dann halt ein oder zwei Mal mehr mit Spannlack zu streichen, was ein klein wenig mehr an Gewicht bringt. Nach dem Anfeuchten des Papieres und kurzer Einwirkzeit, wird dieses dann sehr vorsichtig glatt gezogen und mit der Hand glatt gestrichen werden, nicht reiben. Bedingt durch die Feuchtigkeit klebt das sehr schön auf der Bespannfläche und kann gut glatt gezogen werden. Eventuell kann das Bespannmaterial auch durch Stecknadeln fixiert werden. Nach dem Anfeuchten sollte Papier umgehend weiter bearbeitet werden, denn bei einer zu langen Wartezeit kann das Papier aufweichen und beim Glattziehen dann zerreißen. Der Spannlack sollte ebenfalls, beim ersten Anstrich, nur sehr vorsichtig aufgetupft werden, erst nur auf dem Holz, damit das Bespannmaterial anklebt. In meinen Jugendgruppen und bei entsprechenden Weiterbildungslehrgängen, im Haus der Luftsportjugend, habe ich beim Bespannen von kleineren Jugendmodellen den Rat gegeben, zuerst die Oberseite der Fläche zu bespannen und zwar mit der rauhen Seite nach oben, so dass eine gewisse Oberflächenrauhigkeit entsteht, wodurch das Abreißverhalten der Strömung verbessert wird. Anschließend wird die Unterseite bespannt, wobei hier die glatte Seite des Papiers nach außen kommt und hierdurch die Strömung nicht behindert wird. Das Papier wird um die Nasenleiste herum gelegt und bildet dann eine Kante, die als Turbulator wirkt. Bei dem „Amigo“ sind die gefürchteten Strömungsabrisse am Innenflügel, beim Kurven, nach dieser Maßnahme nie aufgetreten. Ich hatte bei meinen A1- Modellen, trotz Flächentiefe von nur noch 6 cm am Randbogen, noch nie einen Strömungsabriss. Bei größeren RC – Modellen mit einer Flächentiefe von über 18 cm sollte, da die RE – Zahl hier genügend hoch ist, die Gesamtfläche mit der glatten Seite nach außen bespannt werden. Nach dem Trocknen der aufgebrachten Feuchtigkeit auf der Fläche müsste die Bespannung bereits absolut glatt gespannt sein, so dass der erste Spannlackanstrich der Gesamtfläche erfolgen kann.

Polyestervlies verarbeite ich trocken und nach Aufkleben mittels Spannlack lediglich auf die Holzflächen, wird die gesamte Fläche mittels eines Heißluftföhnes überföhnt, wodurch die Bespannung absolut glatt wird. Hierzu benutze ich einen Heißluftföhn, Steinel HL 1800 E, mit 2000 Watt, den ich auf die Temperaturstufe 1,5, von maximal 5, stelle und die Gebläsestufe bei I, von II, wähle, der Abstand zur Oberfläche ist etwa 6 bis 7 cm. Diese Methode ist sehr einfach und ergibt ein optimales Ergebnis. Aus diesem Grunde ziehe ich in letzter Zeit auch diese trockene Verarbeitung des Vlieses vor. Angst zu haben, dass das Vlies bei dieser Einstellung des Föhnes schmilzt, braucht man nicht zu haben. Ich habe an einem Probestück, mit der angegebenen Einstellung, 30 Sekunden auf eine Stelle gehalten ohne dass auch nur das geringste Schmoren, oder sonst etwas negatives, eingetreten wäre. Zu beachten ist jedoch, dass die Temperatur nicht zu hoch gewählt wird, denn dann ist schnell ein Loch oder sehr viele kleine Löcher in der Bespannung und die ganze Arbeit ist "für die Katz". Lieber zuerst eine etwa geringere Temperatur einstellen und dann gefühlvoll höher drehen als gleich zu hoch einstellen. Lieber etwas länger, aber risikolos Föhnen als zu schnell. Nach erfolgten Überföhnen wird die Gesamtfläche mit Spannlack gestrichen.



Bild 1: So sieht das Vlies unmittelbar nach dem Bespannen aus.


 
Bild 2: Die gleiche Stelle nach dem Föhnen. Den Rest macht der Spannlack. 

5. Gewebe

Bei Seide ist, wie bei allen anderen Gewben auch, ein weiches Schwämmchen besser geeignet, da mit dem angefeuchteten Schwämmchen die Seide gleich glatt und faltenfrei gestrichen werden kann. Beim Zuschneiden sollte darauf geachtet werden, dass das Bespannmaterial, wie bei Papier oder Vlies, oben und unten jeweils um die Nasenleiste herum gelegt wird, was eine deutlich höhere Stabilität der Nase bewirkt. Das Geweben sollte, nach dem Einsprühen etwa 10 Minuten ziehen gelassen und erst dann glattgestrichen werden. Sollten in der Zwischenzeit trockene Stellen auftreten, muss wiederum mit Wasser nachgearbeitet werden. Die Geweben können nach dem Glattstreichen auch in Form gezogen und dann mit Stecknadeln fixiert werden, wodurch die Vorspannung noch erhöht werden kann. Diese Gewebe ergeben jedoch keine so hohe Torsionssteifigkeit wie ein Vlies mit zusätzlichem Papier und aus diesem Grunde sind Gewebe für gepfeilte Flächen nur bedingt geeígnet.


6. Kondensatorpapier

Kondensatorpapier ist für das Bespannen von Flugmodellen, außer Saalflugmodellen, nicht geeignet. Dieses Papier hat eine sehr große Ausdehnungsdifferenz bei unterschiedlichen Luftfeuchtewerten: Aus diesem Grunde muss auch das Papier vor dem Bespannen von Saalflugmodellen zerknüllt und wieder glatt gestrichen werden und das mehrfach, bis microfeine Falten entstehen, die eine Ausdehnung und Schrumpfung des Papieres, ohne Schäden am Modell, durch Verziehen der Flächenstruktur, ermöglichen. Kondensatorpapier glatt auf die Fläche aufgebracht, wird bei Austrocknung stark gespannt und die Fläche verzieht sich. Bei Feuchtigkeitseinwirkung entstehen Falten. Dies kann an Hand einer Probefläche sehr gut nachgeprüft werden. Unmittelbar nach dem Trocknen durch Föhnen der Bespannung ist diese absolut glatt und faltenfrei. Aber nach nur wenigen Minuten, nach Aufnahme der Luftfeuchtigkeit, ist diese noch faltiger als zuvor. Mittels Spannlack lässt sich Kondensatorpapier nicht straffen, da die erforderlichen Poren zum Zusammenziehen des Papiers nicht vorhanden sind und dieses Papier absolut dicht ist. Auch die Klebekraft an der Tragflächenkonstruktion ist durch die absolut glatte Oberfläche nicht besonders hoch. 


7. Bespannen bei Randbögen

 Bei Randbögen muss das Bespannmaterial um das Flächenende herum gelegt werden um eine entsprechende Stabilität zu erhalten. Hierzu muss das Bespannmaterial rechtwinklig zur jeweiligen Bogenkante eingeschnitten werden. Der Abstand der Einschnitte richtet sich nach dem Radius. Bei geringerem Radius müssen natürlich die Einschnitte wesentlich näher zueinander sein als bei größeren Radien, um eine saubere Rundung zu erreichen. Das Ankleben der einzelnen Streifchen ist alleine mit Spannlack sehr schlecht möglich. Aus diesem Grunde sollte hier gleich Hartkleber zum Einsatz kommen.

 

8. Spannlackanstrich und weiter Bespannen

Ist das Bespannmaterial glatt aufgelegt, können die Klebeflächen mit Spannlack bestrichen werden, aber nur die Klebeflächen, so dass das Material auf dem Flächenrohbau angeklebt wird. Nach dem Ankleben und kurzer Antrockenzeit kann die überflüssige Feuchtigkeit auf der Bespannung mit einem Papier-Küchentuch vorsichtig aufgesogen werden. Wenn die 1 Seite noch nicht ganz trocken, aber bereits gut angetrocknet ist, wird die andere Seite in gleicher Weise bespannt. Bei nass aufgezogener Bespannung wird nach Trocknung der Bespannung der aufgetragene Spannlack weiß sein, was infolge der Feuchtigkeit erfolgt ist. Spannlack wird immer weiß, wenn Feuchtigkeit vorhanden ist, sei es dass das Bespannmaterial feucht oder die Luftfeuchtigkeit zu hoch ist, oder auch wenn das Verdünnungsmittel ungeeignet ist.
Ich persönlich verwendete früher nur den Clou Spannlack in Verbindung mit dem entsprechenden Clou – Spannlack – Verdünner, wobei ich auch einfach Aceton als Verdünner benutzt habe, ohne Nachteile festzustellen. Nachdem die Fa. Clou die maximale Gebindegröße auf 1 ltr. verringert und den Preise erhöht hat, suchte ich nach einer anderen Bezugsquelle und wurde bei der Fa. Aeronaut fündig. Dort wird der Spannlack (bei 5 ltr. Gebinden) zum etwa halben Preis angeboten und ist praktisch genau so gut wie der Clou-Spannlack. Bei Aeronaut hat der Spannlack auch noch den Vorteil, dass dieser mit normalem Nitro-Verdünner verdünnt werden kann, so dass es der gleiche Verdünner wie bei dem Porenfüller ist und der sehr agressive und nicht gerade gesundheitsfördernde Aceton Geruch entfällt. Leider musste ich jedoch feststellen, dass der Aeronaut-Spannlack auf, mit Epoxidharz oder Porenfüller  behandelten Flächen, keine ausreichende Klebekraft aufweist. Aus diesem Grunde klebe ich neuerdings das Vlies mit einer Mischung aus ca. 10 % Hartkleber, Nitro-verdünnbarer Spannlack, der jedoch mit Aceton verdünnt ist, auf das Holzgerippe an, bevor die gesamte Fläche mit Aeronaut-Spannlack behandelt wird. Hierzu vermute ich, dass die Nitro-Verdünnung nicht genügend agressiv ist um die darunter liegende Lackschicht anzulösen und dies durch das Aceton wesentlich besser ist.
Bei entsprechend geringer Luftfeuchtigkeit ist nach dem 1. Spannlackanstrich wieder alles klar und der Weißschleier ist vollständig verschwunden. Ich habe hierzu, beim 1. Gesamtspannlackanstrich am 25.01.2010 die jeweiligen Temperaturen und Feuchtigkeitswerte notiert: Außentemperatur: -5,7 Grad, leichter Schneefall, Innentemperatur der Werkstatt: 16,9 Grad, Luftfeuchte der Werkstatt: 39 %. Nach dem ersten Spannlackanstrich waren sämtlich weiße Stellen auf der Bespannung verschwunden. Das Gegenteil trat bei mir an einem schwülen, gewittrigen Sommernachmittag auf. Beim Streichen der vorher klaren Flächen mit Spannlack, bei einer Lufttemperatur in der Werkstatt von 22,8 Grad und einer Luftfeuchte von 69 % waren nach dem Trocknen alle Flächen weiß. Dies ist wie bei allen mit Lösungsmitteln verdünnbaren Lacken der Fall, ob das Lösungsmittel nun Aceton, Nitro oder Spiritus ist. Bei zu hoher Luftfeuchtigkeit entsteht ein Grauschleier. Die relative Luftfeuchtigkeit sollte in jedem Fall gemessen werden, denn es kann vorkommen, dass diese nach einigen sehr schönen Sonnentagen wesentlich zu hoch ist, oder aber auch während eines Regenschauers sehr gering sein kann. Die relative Luftfeuchte sollte zwischen 40 und 60 % liegen, denn eine zu geringe Luftfeuchte beschleunigt wesentlich den Trocknungsvorgang, was ebenfalls nicht gerade günstig für Lacke ist. In Punkto Grauschzleier waren die früheren  Schelllack-Mattierungen und -Überzugslacke sowie -Polituren sehr berüchtigt, da diese bei höheren Luftfeuchtigkeitswerten regelmäßig , bedingt durch den Spiritus als Lösungsmittel, Grauschleier zeigten, die nur sehr schwierig wieder zu beseitigen waren.
Beim ersten Anstrich ist der Pinsel sehr vorsichtig zu führen, bei Papier und Vlies können bei zu festem Druck Dellen entstehen, die bleibend sind und bei Seide kann der Spannlack durch die vorh. Poren nach innen gedrückt werden, was eine höheres Gewicht mit sich bringt. Der Spannlack sollte bei allen Anstrichen etwas verdünnt werden, bei dem ersten Anstrichetwas mehr und später weniger, wobei dieser dann, je nach Verdünnung, mehr oder weniger stark spannt. So muss bei kleinen, leichten und filigranen Modell, wie z.B. Peanuts oder Walnuts, der Spannlack stark verdünnt werden um die entstehende Spannung in Grenzen zu halten, sonst würde die Bespannung das gesamte Modell verziehen. Bei Modellen mit Rippen aus 1,5 mm oder gar nur aus 1 mm Balsa, ohne Aufleimer, ist hier ebenfalls Vorsicht geboten. Bei normal streichfähig eingestelltem Spannlack bleiben etwa 5 % des aufgestrichenen Lackes als Festmasse übrig.
 

 9. Unterseite der Thermikprofile 

Probleme bereiten im Regelfall die hohlen Unterseiten von Thermikprofilen, da hier das Ankleben der Bespannung oft nicht gelingt. Hier muss dann nachgeklebt werden. Hierzu wird nochmals Spannlack an die Klebefläche angegeben und mit dem Finger angerieben. Klebt die Bespannung dann immer noch nicht, kann nochmals Spannlack aufgestrichen und eine kleine Raupe Hartkleber aufgetragen werden, der dann mit dem Finger eingerieben und so lange gehalten wird, bis die Bespannung ordnungsgemäß verklebt ist. Es ist in diesem Falle natürlich vorteilhafter, vor dem Bespannen auf die hohle Profilunterseite der Rippe eine Raupe aus Hartkleber aufzutragen und diese leicht mit dem Finger glattstreichen und anschließend trocknen zu lassen. Hiernach klebt die Bespannung auf der Unterseite wesentlich besser.

Diese Methode funktioniert bei Nylon – Gewebe nicht, Hier muss das Gewebe mit einem Kleber aufgeklebt werden, da das Material nicht so flexibel, wie Seide, ist. Dieser Kleber muss selbst hergestellt werden und besteht aus 1 Teil unverdünntem Spannlack und 1 Teil Hartkleber, wie UHU – hart und das Bespannmaterial muss bis zur Trocknung der Verklebung festgehalten oder, mit Stecknadeln, fixiert werden.

10. Pfeilflügel 

Schwierigkeiten mit der Bespannung hatte ich mit Gewebe bei rautenförmigen Bespannfeldern, wie dies bei stark gepfeilten Flügeln, sei es positiv oder negativ, der Fall ist. Hier war das Gewebe nach erstmaliger Trocknung der Bespannung glatt, aber nach jedem Spannlackanstrich wurden die Wellen größer. Vermutlich ist dies auf die Struktur der Gewebe, die 2 genau gleiche, rechtwinklig zueinander stehende, Laufrichtungen haben, zurück zu führen. Ich musste die Bespannung wieder entfernen und erst das aufgebrachte Vlies ergab eine ordnungsgemäße Oberfläche, so dass ich bei den nächsten Modellen gleich auf Vlies zurück gegriffen habe.

11. Verbesserung der Drehsteifigkeit 

Bei meinen A1 und A2-Modellen habe ich zuerst eine Lage Polyestervlies aufgebracht. Da das Polyestervlies relativ flexibel ist, habe ich nach dem 1. Spannlackanstrich eine Lage aus Papier aufgebracht und hierdurch wesentlich verdrehsteifere Tragflächen bekommen, wobei das Papier aufgelegt und dann mit Spannlack gestrichen wird. Früher konnte ich das Papier nach dem Auflegen noch anfeuchten und dann glatt streichen, was eine einfachere und glattere Verarbeitung ergibt, abe neuere Papiere fangen an zu rubbeln. Diese Methode wende ich heute auch bei größeren RC - Modellen, auch mit 4 m Spannweite, an, wobei ich bei den A1 - Modellen 12 Gramm Papier aufgelegt habe, bei den RC - Modellen jedoch 21 Gramm Papier verwende. Das Polyestervlies lege ich jeweils, oben und unten, über die Nasenbeplankung herum, so dass die Nase entsprechend verstärkt wird. Das Papier wird nur über die zu bespannenden Flächen, mit 1,5 cm Überstand zum Aufkleben auf die Beplankung gelegt. Auch hier ist vor der Verarbeitung des Papiers zu prüfen, ob diese nass verarbeitet werden kann, ohne Rubbeln zu bilden. Sollten dann Rubbeln entstehen, sollte das Papier trocken aufgebracht werden und dann einen Spannlackanstrich mehr benötigen.

 

12. Weitere Spannlackanstriche

Das Trocknen der Flächen nach dem jeweiligen Spannlackanstrich erfolgt auf einer Helling, wobei die Flächen vorne und hinten auf etwa 1,5 cm starke Leisten befestigt werden. Hierdurch ist auch die Unterseite durchlüftet und kann abtrocknen, und das Fixieren ein Verziehen der Flächen verhindert. Die frisch gestrichenen Flächen müssen vor dem Befestigen auf der Helling natürlich etwas abtrocknen um das Ankleben zu verhindern. Nach dem Trocknen des ersten Spannlackanstrichs können die überstehenden Reste der Bespannung an der Endleiste, mit einem Schleifklotz mit 180 er Schleifpapier, abgeschliffen werden. Hierbei muss darauf geachtet werden, dass das Schleifmaterial noch genügend Schärfe hat. Die Fläche kann nun mit sehr feinem, scharfem, mindestens mit Körnung 600 er Schleifspapier vorsichtig trocken geschliffen werden, wobei darauf zu achten ist, dass an den Rippen nicht durchgeschliffen wird. Nach dem letzten Anstrich sollten die Flächen noch mehrere Tage auf der Helling verbleiben um wirklich absolut austrocknen zu können. Sollten an den Rändern das Bespannmaterial noch abstehen, so kann dieses mit einem Hartkleberauftrag und überstreichen mit dem Finger angeklebt werden. Vor dem Lackieren werden die Flächen mit ebenfalls 600 er Nassschliffpapier, dann jedoch nass, nochmals vorsichtig überschliffen.

Für die Tragflächen größerer Modelle genügen 2 bis 3 Anstriche. Papierbespannte Modelle sollen über die gesamte Fläche ein seidiges Aussehen haben. Bei Seide sollen alle Poren geschlossen sein. Insbesondere bei Seide kann es möglich sein, dass nach dem Anstrich mit Spannlack die Oberfläche nicht mehr ordnungsgemäß gespannt ist. Hier kann es vorkommen, dass es sogar einige Tage dauert, bis die Seide wieder straff ist. Aus diesem Grunde muss nach jedem Anstrich der Spannlack sehr gut trocknen.

 

13. Verzüge entfernen

 

Dass es trotz aller Vorsicht und exaktem Arbeiten zu Verzügen kommen kann, ist nicht immer auszuschließen, jedoch können diese mittels Hitze wieder entfernt werden. Früher geschah dies über dem heißen Ofen oder dem Wasserdampf eines Wasserkessels, jetzt kann man einen Heizlüfter oder Heißluftföhn dazu benutzen. Zuerst wird das Flächenteil vorsichtig erwärmt, dann wird es etwas gegen die Verzugsrichtung überdreht und gehalten bis das Teil erkaltet ist. Im Normalfall sollte dann der Verzug draußen sein. Sollte dies nicht der Fall sein, muss das Ganze nochmals gemacht werden. Bei dem Erhitzen kann es vorkommen, dass sich ein bespanntes Feld durch die Wärme aufbläht und kissenförmig dick wird. Dadurch dehnt sich die Bespannung und das Feld ist später nicht mehr ordnungsgemäß gespannt. Dies entsteht nur bei Feldern, die absolut dicht sind, durch Ausdehnung der erwärmten Innenluft. Ich habe hier vorher Löcher in die Bespannung gestochen, so dass der entstehende Druck entweichen kann, was bisher geholfen hat. Hierbei darf ein Loch nur in eine Seite gestochen werden. Sollten in beiden Seiten des Feldes, Ober- und Unterseite, Löcher sein, kann ein Druckausgleich erfolgen, was den Auftrieb verringert.

 

14. Lackieren der Modelle

Beim Lackieren des Modelles muss darauf geachtet werden, dass kein Lack mit einem Verdünnungsmittel eingesetzt wird, welches den Spannlack anlöst, also keine Lacke mit Aceton-, Nitro- oder Universal-Verdünnung, sondern nur Lacke mit Terpentin oder aber Wasserlacke.
Wenn Lacke den Spannlack anlösen, ist die ganze Mühe mit dem Aufspannen auf eine Helling und dem anschließenden Trockenen umsonst gewesen. Das Gleiche gilt auch für das Entfernen eventueller Verzüge.

In einigen Anleitungen wird auch das Ölen oder Wachsen von Modellen, insbersondere bei Antikmodellen, als Oberflächenbehandlung empfohlen. Hiervon muss ich dringend abraten, da bei Beschädigung des Modelles keine Reparatur mehr möglich ist, denn auf diesen Materialien hält dann absolut kein Leim oder Kleber mehr, egal welcher Art. 

Bekanntlich haben die Kunstharz-Buntlacke, bedingt durch ihre unterschiedliche Deckkraft und Zusammensetzung sowie Gewichte der Farbpigmente, auch entsprechend andere Endgewichte. Der gewichtsmäßig schwerste Lack ist der in weißer Farbe, da hier sehr viele Farbe zum Decken benötigt wird und zusätzlich die Pigmente sehr schwer sind. Der Gegensatz hierzu ist der Lack in roter Farbe. Dieser hat eine sehr hohe Deckkraft und die Farbpigmente sind relativ leicht. Bei mir musste ich bereits feststellen, dass das Verhältnis der Endgewichte sich bei weiß zu rot wie 4 : 1 verhält.
Um das Endgewicht des weißen Kunstharzlackes zu bestimmen habe ich 50 Gramm unverdünnten Lack in eine leere Fischdose gegeben und diese auf dem Balkon, über mehrere Wochen, vollständig austrocknen lassen. Dann waren von den 50 Gramm noch 35 Gramm, als Trockenmasse, vorhanden, was 70 Prozent der frischen Farbe entspricht. diese 30 Prozent waren leichtflüchtige Lösungsmittel. Beim Lackieren von 4 Modellen mit jeweils etwa 3 m Spannweite habe ich eine Dose mit 650 Gramm weißen Kunstharzlackes, bis auf einen unbedeutenden Rest, benötigt, so dass für jedes Modell etwa 160 Gramm Lack erforderlich waren. Beim Spritzen muss jedoch mit einem Verlust durch Sprühnebel in Höhe von etwa 30 Prozent gerechnet werden. Die bedeutet, dass an 1 Modell etwa  80 Gramm Farbe in Trockengewicht vorhanden ist. Hinzu kommt noch Kunstharzspachtel, wobei ich für die 4 Modelle 125 Gramm, also 30 Gramm pro Modell verbraucht habe, von dem jedoch der größere Anteil wieder abgeschliffen wurde, wie auch ein Teil der weißen Farbe, so dass gesagt werden kann, dass durch die Farbe das Modell um etwa 90 Gramm an Gewicht schwerer geworden ist, was bei einem Fluggewicht von 2200 Gramm etwa 4 Prozent entspricht.
Insgesamt spritze ich die Modelle, bei weißer Farbe, 3 x, wobei die Modelloberfläche nicht roh, sondern bereits mit Grundierung oder sonstigem Material gestrichen sein muss. Zuerst wird das Modell, vor dem 1. Spritzen, mit einem scharfen 180 er Schleifpapier vorsichtig geschliffen. Hierbei darf in keinem Falle die Bespannung an den Rändern durchgeschliffen werden. Zum Schleifen sollte grundsätzlich nur scharfes Schleifpapier verwendet werden, denn mit stumpfem Papier werden die Fasern in die Poren hineingedrückt und kommen dann beim Streichen, bzw. Spritzen, wieder heraus und müssen dann wesentlich mühevoller wieder abgeschliffen werden. Anschließend erfolgt das 1. Spritzen auf das fertiggestellte Modell. Dieses Spritzen erfolgt nur so dünn, dass der Untergrund noch durchscheint, die Oberfläche jedoch durchgehend glänzend ist. Als Verdünnungsmittel des Kunstharzlackes verwende ich Terpentin um ein Anlösen des auf Nitro-Basis hergestellen Spannlackes in jedem Falle zu vermeiden. Nach dem Trocknen erfolgt das Spachteln mit Kunstharz-Spachtel, wobei lediglich störende Vertiefungen beseitigt werden. Nach Trocknung wird mit 280 Schleifpapier nass geschliffen, wobei hier unweigerlich die 1. Spritzschicht an vielen Stellen wieder wund geschliffen wird, so dass der Untergrund nochmals voll zum Vorschein kommt. Beim Schleifen ist zu beachten, dass auf den Tisch eine weiche Unterlage gelegt wird, um die relativ frische Farbe nicht zu beschädigen. Ich benutze hierzu eine aufgeschäumte Folie, wie sie auch bei Verpackungen benutzt wird. Anschließend wird wieder gespritzt. Diesmal darf der Untergrund gerade noch durchscheinen. Im Regelfall sind noch kleinere Fasern der Bespannung vorhanden, die beim 2. Spritzen hervortreten und, nach der Trocknung, wieder abgeschliffen werden müssen. Sollte jedoch, wider Erwarten, die Oberfläche vollständig in Ordnung sein, kann auch etwas stärker aufgespritzt werden und die Oberflächge ist fertig. Im anderen Fall wird die Fläche mit 400 er Schleifpapier nass geschliffen und anschließend fertig gespritzt, wobei der Untergrund jetzt gerade nicht mehr durchscheinen darf.
Das Spritzen selbst erfolgt bei mir nur jeweils zuerst auf der Unterseite und nach Trocknung auf der Oberseite. Ich habe auch eine Vorrichtung um die Flächen auf beiden Seiten direkt nacheinander spritzen zu können, wobei die Fläche in dieser Vorrichtung gewendet wird. Diese Vorrichtung ist unter "Hilfsmittel", Bild 18, zu sehen. Diese Konstruktion ist jedoch nur bis zu einer Spannweite von ca. 2500 mm einsetzbar. Darüber hinaus wird das Ganze zu labil und bereitet Schwierigkeiten beim Drehen infolge des extrem langen Hebelarmes. Mit dem Ständer, Bild 19 besteht die Möglichkeit ein Pendel-Höhenleitwerk komplett, beide Leitwerksseiten und oben und unten zu spritzen. Für die T-Leitwerke habe ich einen Griff in dem ich mittels Schrauben das Leitwerk anschrauben kann und so ebenfalls dieses komplett spritzen und anschließend mittels des Loches im Griff waagercht, zum Trocknen, aufhängen kann. 
Die Oberfläche der Modelle hat keinen Vergleich mit einer Autooberfläche, denn die Struktur des Holzbaues sollte noch deutlich erkennbar sein und der Lackauftrag aus Gewichtsgründen so gering wie irgendwie möglich sein. Aus diesem Grunde waren meine Freiflugmodelle auch in roter Farbe gehalten und dies nicht nur aus Erkennbarkeitsgründen. Bei den Freiflugmodellen erfolgte nur ein einmaliges Spritzen, egal wie die Oberfläche aussah, wobei hier auch die Witterungsbeständigkeit mit ein Grund war.
Ferner sollte die Oberfläche der Modelle nicht zu glatt sein, denn für Holzmodelle werden Turbulenzprofile, keine Laminarprofile, verwendet, die unbedingt eine gewisse Oberflächenrauhigkeit haben müssen damit die Strömung lange am Profil gehalten wird, um hierdurch möglichst weit hinten am Profil die Ablöseblase entstehen zu lassen. Sollte die Oberfläche zu glatt geraten sein, kann eventuell mit aufgeklebten Turbulatoren Abhilfe geschaffen werden. Hierzu wird der Turbulator zuerst auf eine Flächenhälfte geklebt. Tendiert das Modell dann, beim Fliegen, nach der anderen Seite, ist klar, dass die mit Turbulator bestückte Flächenhälfte einen größeren Auftrieb liefert und die andere Flächenseite erhält ebenfalls einen Turbulator. Ist jedoch das Gegenteil der Fall oder passiert nichts, bringt der Turbulator keinen zusätzlichen Auftrieb sondern im Gegensatz, eventuell noch zusätzlichen Widerstand und kann wieder entfernt werden.
Bei Holzmodellen können aus Gründen der erforderlichen Baugenauigkeit keine Laminarprofile verwendet werden, denn bei den normalen Ungenauigkeiten beim Holzmodellbau und auch durch das Einfallen der Bespannung zwischen den Rippen, würde das Modell in jedem Falle außerhalb der Laminardelle fliegen und somit schlechter als mit einem entsprechenden Turbulenzprofil. 
Zum Spritzen steht mir kein geeigneter Raum zur Verfügung. Die Werkstatt ist so voller Staub, dass dieser beim Spritzen aufgewirbelt wird und auch der beim Spritzen entstehende Farbnebel würde sich auf alle Werkzeuge legen, was mir absolut nicht gefällt. Aus diesem Grunde bleibt für mich nur das Spritzen im Garten übrig. Hierzu muss ich mir nur einen entsprechend warmen und windarmen Tag aussuchen, der dann, wenn man ihn braucht, sehr rar gesät ist. Die Temperatur sollte zwischen 18 und 30 Grad liegen. Bei niedrigeren Temperaturen trocknet die Farbe schlecht und es können schnell "Rotznasen" entstehen und bei zu hohen Temperaturen trocknet die Farbe bereits beim Aufsprühen und verläuft nicht mehr richtig und ergibt eine unschöne "Apfelsinenhaut".
Natürlich ist im Garten keine absolut saubere Lackierung möglich. Dafür sorgen bereits die kleinen Fliegen, die sich immer wieder auf den frischen Lack setzen. Nach Trocknung können diese einfach abgewischt werden und die entstandene
Fehlstelle sorgt für eine Turbulenz, die sich vielleicht genau an dieser Stelle positiv auf den Auftrieb auswirkt. Hierzu ist noch anzumerken, dass ein Modell das frisch aus dem kühlen Keller kommt, eine gewisse Anpassungszeit benötigt. Denn jedes Teil das mit einer geringeren Temperatur in die Wärme kommt, beschlägt und auch auf der Oberfläche der Modelle entsteht dann eine, wenn auch sehr dünne Kondensationsschicht, die für die Haltbarkeit der Farbschicht nicht gerade förderlich ist. Aus diesem Grunde ist in jedem Falle eine gewisse Anpassungszeit notwendig, bevor das Modell gespritzt wird.
Ein Feind jeder ordentlichen Lackierung ist Öl und Fett. Hier lauft der Lack vom Fett weg und bildet sehr unsaubere Stellen, die nur durch erneutes Abschleifen und eventuell Behandlung mit Silikonentferner und erneutes Spritzen wieder beseitigt werden können. Aus diesem Grunde ist enorme Vorsicht beim Ölen von Scharnieren oder sonstigen Teilen vor dem Lackieren dringend geboten. Das Öl kommt überall hin. Am besten ist es, vor dem Lackieren kein Öl zu verwenden. Auch wenn zwischen den einzelnen Spritzvorgängen mal kurz ein Stückchen Wurst gegessen wird, müssen unbedingt vor dem Anfassen eines Modellteiles, die Finger wieder gründlich gewaschen werden.


15. Beseitigung von Rissen

 

Im Flugbetrieb entstehende Risse in den Flächen können bei Papier- oder Vliesbespannung, auch wenn diese mit Überzugslack behandelt sind, einfach mit einer Raupe aus Hartkleber beseitigt werden, da dieser Kleber eine zusammenziehende Wirkung hat. Bei einem kleinen Riss in der Seidenbespannung kann wie bei Papier verfahren werden, bei größeren Rissen in der Seide oder im Nylongewebe muss, sollte ein Überzugslack vorhanden sein, dieser mittels Spannlackverdünnung oder Aceton entfernt, und anschließend ein Flickstück mittels Spannlack aufgeklebt werden. Bei Vlies können eingedrückte Stellen, Beulen, einfach mittels Wärme, mit Föhn oder Bügeleisen entfernt werden.

 

16. Ältere Anleitungen

 

Nun noch eine Anleitung zum Bespannen des Modells „Adler“ von 1952:

 

 Bespannen:

 

Zum Bespannen verwenden wir 40gr Diplom- oder Flumopapier und Glutofix. Das Glutofix rühren wir so dick an, dass der Pinsel stehen bleibt. Die Faserrichtungdes Papiers muss in Holmrichtung verlaufen. Erst werden die Flügelunterseiten aus 2 Teilen bespannt, Bei der Oberseite ist dasselbe zu machen. Nach dem Bespannen wird das ganze Modell mit einem Schwamm oder Lappen nass gemacht.Dabei ist zu achten, dass die Kartonnase nicht nass wird ansonsten der Karton faltig wird. Das Modell wird eingespannt und trocknen gelassen.Ein bis zweimal mit Spannlack überstreichen, wieder einspannen und trocknen lassen. Das ganze Modell einmal mit Überzugslack überziehen. Ein kleiner Verzug sst sich über Dampf ausgleichen.

 

Bei dieser Art des Bespannens gab es große Probleme, auf der Flächenunterseite, mit den damals sehr hohlen Hochauftriebsprofilen und den sehr schmalen Klebestellen auf dem 1 mm Sperrholz der Rippen. Aus diesem Grunde wurden bei größeren Flächentiefen meist mehrere Hilfsholme angeordnet um die Bespannung entsprechend ankleben zu können. Ferner führte der Kleber im Bereich der Klebestellen zu Rändern, die nicht mehr zu entfernen waren und bei Modellen, welche farblos lackiert waren, nicht gerade gut aussah.

 

 

 

In der FMT 7/2001, Seite 86, steht in der Bauanleitung des Nurflügel-Modelles "Stini 1" folgende Anleitung zum Bespannen von Flugmodellen:

 

Der Rohbau wird nun sauber verschliffen. Alle Kanten an den Rippen und Beplankungsteilen werden gebrochen, sonst reißt später die Bespannung an diesen Stellen. Die Sperrholzbeplankung am Flügelanschluss wird gut mit Spannlack imprägniert. Den ganzen  Flügel bespannen wir zunächst mit feinem Papier, das wir mit mehreren Spannlackanstrichen wetterfest machen. Dann legen wir Seide mit 3 cm Übermaß an den Rändern trocken auf die Papierbespannung auf. Mit einem weichen Pinsel wird dünner Glutofix von der Flächenmitte nach außen auf die Seide aufgebracht. Dann wird reichlich Wasser aus einem Zerstäuber aufgespritzt, bis die Seide auf der Papierbespannung schwimmt. Mit einem weichen Lappen sorgfältig zu den Rändern hin streichen, bis alle Blasen und Falten verschwunden sind und die Seide an den Rändern straff ziehen.

 

Das geht solange, bis die Seide fast trocken ist. Die Ränder werden anschließend mit wenig Spannlack fixiert, damit sich die Seide bei zunehmender Spannung nicht vom Papier löst. Die weißen Stellen, die dabei entstehen, verschwinden bei den nachfolgenden Spannlackanstrichen von selbst. Das Ganze gibt eine leichte und sehr feste Bespannung. Die Flügel müssen unbedingt beim Trocknen des Spannlackes auf dem Baubrett festgespannt werden. Zwölf Stunden Trockenzeit zwischen den Anstrichen einhalten. Die Flügel jeweils erst dann auf das Baubrett legen, wenn die frisch lackierte Seide sich trocken anfühlt, aber noch nicht gespannt ist. Die Bespannung bleibt sonst am Baubrett kleben.

 

17. Auflistung der Bespannmaterialien:

 

Papier: 12; 17 und 21 Gramm/m². Dieses Material gibt es bei verschiedenen Modellbaugeschäften meist nur in Weiß. Früher gab es das Material in allen Farben und kann heute noch auf Flohmärkten erstanden werden. Beim Kauf des Papiers muss darauf geachtet werden, dass dies vollständig glatt ist. Ich hatte schon in einem Stapel verschiedene Blätter, die bereits in der Herstellung, vermutlich durch Unachtsamkeit beim Aufwickeln auf die Rolle bei der Produktion, solch starke Falten aufwiesen, die trotz Nassverarbeitung und mehrfachem Spannlackanstrich nicht mehr zu beseitigen waren.

 

Vlies: Polyestervlies ist in verschiedenen Stärken erhältlich: 20; 25 und 30 Gramm/m²
Das 30 Gramm Vlies ist noch mit Längsstreifen verstärkt. Derzeit kenne ich für dieses, letztgenannte Vlies keinen Händler. Früher war es im Versandhandel zu erhalten. Die beiden anderen Qualitäten sind im örtlichen Fachhandel, bzw. über Versandhändler erhältlich

 

Seide: 20 und 28 Gramm/m² Dieses Material gibt es bei Hobbygeschäften, die Material für Seidenmalerei führen, am laufenden Meter. Hierbei muss jedoch unbedingt eine Probe gemacht werden, ob sich dieses Material durch Spannlackbehandlung strafft.

 

Nylongewebe: 22 und 40 Gramm/m². Dieses Material ist derzeit nicht im Handel erhältlich. Auf dem Flohmarkt in Homburg -Erbach 2008 konnte ich von dem 40 Gramm Material noch 2 Packungen erwerben, jedoch zu einem weitaus höheren Preis als es früher einmal kostete. Das Material ist fester als Naturseide, aber auch wesentlich unflexibler. 

Polyamidgewebe: Dieses Material ist als Ballonseide oder Fallschirmseide, in den unterschiedlichsten Farben, erhältlich und hat ein Gewicht von etwa 46 g/m².

 

18. Unbekanntes Bespannmaterial

 

Nun noch einige Betrachtungen zum Thema Gewebe und auch Vlies. Beim Kauf von unbekannten Materialien, z.B. in Handarbeitsläden, sollte in jedem Fall zuerst ein Stück als Probe gekauft werden. Mir ist es bereits vorgekommen, dass ich mir Naturseide in einem Bastelgeschäft, mit Modellbauabteilung, gekauft habe, die nach dem Aufkleben bei jedem Spannlackanstrich labbriger und faltiger wurde, obwohl diese nach Aufbringen und Abtrocknen zuerst sehr schön gespannt war. Ich musste die komplette Bespannung wieder mittels Verdünnung anlösen und herunter nehmen. Warum dies so war, ist mir bis heute nicht bekannt. Aus diesem Grunde empfehle ich beim Kauf von unbekannten Bespannmaterialien zuerst eine Probe auf einem Holzrahmen zu machen. Hierzu habe ich mir einen Rahmen in der Größe von 20 x 30 cm, mit 5 Zwischenstäben gemacht, so dass ich hier 6 Felder in der Größe von etwa 5 x 20 cm erhielt. Diesen Rahmen habe ich mit Zaponlack gestrichen, so dass ich hier das Material, wie bei dem Modell, aufkleben und so eine entsprechende Probe durchführen kann, bei der sich die Spannwirkung beobachten lässt. Die angesprochenen Probleme hatte ich bisher nur bei Naturseide. Nylongewebe zeigte dies bisher noch nie, wobei ich jedoch sagen muss, dass das von mir verarbeitete Nylongewebe jeweils von größeren Modellbaufirmen vertrieben wurde.

 

Ein weiteres Kriterium der Prüfung ist die Dichtigkeit des Materiales. Die Bespannung darf keinerlei, noch so kleine, auch mikrofeine Löcher aufweisen, da hierdurch ein Druckausgleich von der Unterseite auf die Oberseite der Tragfläche erfolgen kann und somit der Auftrieb verringert oder, im Extremfall, vollständig verhindert wird. So wurde mir in einem Gartenmarkt ein sehr leichtes und auch kostengünstiges Vlies angeboten, das mittels Spannlack sich hervorragend straffen ließ aber kleine Löcher aufwies, die sich nicht abdichten ließen. Das Bespannmaterial muss, nach Behandlung mit Spannlack vollständig dicht sein.

 



Bild 3: Rahmen  zum Überprüfen von Bespannmaterial. Der rechteckige Rahmen simuliert eine Fläche ohne Pfeilung, der rautenförmige Rahmen eine Fläche mit Pfeilung.

 

19. Festigkeit und Gewichte

 

Zum Abschluss noch etwas zu den Gewichten und zur Festigkeit. Die nachfolgend, rein theoretischen Berechnungen habe ich auf der Grundlage der von mir konstruierten GK 92, einem RC – Segler mit einer Spannweite von 2900 mm, durchgeführt. Dieser Segler ist mit einer oberen und unteren Nasenbeplankung (D-Box) versehen. Die Endleiste besteht aus 2 Brettchen 1,5 mm Balsaholz mit 25 Gramm Matten Glasseide. Der Wurzelbereich ist voll beplankt und mit einer 49 Gramm Glasseiden-Matte belegt. Die Rippen sind oben und unten mit 5 mm breiten Aufleimern versehen.

 

Die Gesamtfläche der beiden Flächenhälften, ohne das Anschlusstück am Rumpf, beträgt 0,655 m².

 

Vollbeplankung:

Bei Vollbeplankung der Fläche würde dies mit 1,5 mm Balsaholz, mit einem spezifischen Gewicht von 0,1 und einem 25 Gramm Glasseidegewebe, erfolgen. Nach erfolgter Aushärtung des Harzes und Abschleifen der gesamten Fläche wird nochmals ein dünner Epoxidharzanstrich ausgeführt, so dass das Verhältnis Glas zu Epoxidharz mit 1 : 1,5 angenommen wird. Somit ergibt sich folgendes Gewicht: Balsa 150 gr/m², Glasseide: 25 gr/m², Epoxidharz: 37 gr/m², Summe: 212 gr/m². Zur Verbesserung der Drehsteifigkeit der Flächen sollte das Glasseidengewebe diagonal aufgebracht werden, was ich bisher nur bei F3B und F3J – Modellen, als ich diese noch aus Holz herstellen konnte, gemacht habe. Bei allen anderen Modellen war mir der Verschnitt zu hoch und es hat für die Zwecke auch genügt. Das Gewicht dieser Vollbeplankung, oben und unten, beträgt 278 Gramm, wobei die Unterkonstruktion mit Hauptholmen, Stegen, Nasenleiste, und Rippen nicht berücksichtigt ist, da diese auch bei allen nachfolgend aufgeführten Berechnungen gleich ist und ebenfalls unberücksichtigt bleibt. 

Beim Bespannen der Modelle muss mit einer härteren Beplankung der Nase gerechnet werden, wobei hier ein spezifisches Gewicht von 1,3, also 20 Gramm pro 1,5 mm Brettchen, zu Grunde gelegt wird. Die Endleiste wird mit Glasseide und Epoxidharz belegt, was auch für den Wurzelbereich gilt. Die beplankte Fläche beträgt bei dem Modell 0,284 m², also 43,36 % der Gesamtfläche. Bei der Gewichtsberechnung der Bespannung ist die Gesamtfläche von 0,655 m² in die Rechnung eingeflossen, da diese Fläche bespannt wird. Die Teilbeplankung hat ein Gewicht von 114 Gramm. 

 

Vliesbespannung mit Papierverstärkung:

 

Vlies 24 gr. Plus Papier 21 gr. = 45 Gramm, zuzüglich Spannlack:40 Gramm.

 

Gesamtgewicht also 85 gr./m², ergibt ein Gesamtgewicht, einschließlich Teilbeplankung: 225 Gramm.

 

 

Nylongewebe 40 gr/m²:

 

Gesamtgewicht: 218 Gramm.

 

 

Seide 24 Gramm oder Vlies 24 Gramm:

 

Gesamtgewicht: 177 Gramm,

 

wobei das Vlies um einige Gramm leichter sein kann, da etwas weniger Spannlack benötigt wird.

 

Reine Papierbespannung wurde hier nicht berechnet, da eine solche Bespannung für diese Modellgröße nicht ausreichend ist.

 

 

Stabilität der Bespannung:

 

Von den vorgenannten Oberflächen hat natürlich die Vollbeplankung mit Glasseidenverstärkung die höchste Stabilität, auch in Puncto Drehsteifigkeit.

 

Die Vliesbespannung mit aufgelegtem 21 Gramm Papier ist in der Drehsteifigkeit dem Nylongewebe überlegen, jedoch ist die mechanische Festigkeit gegenüber eindringenden Aststücken bei Baumlandungen bei Nylongewebe wesentlich höher.

 

Bei Seide 24 Gramm oder Vlies ist die Drehsteifigkeit schlechter als bei den vorgenannten Materialien, wobei Vlies in dieser Richtung das schlechteste Material ist, da es sich um einen Polyester handelt. Gegen eindringende Äste ist die Seide unempfindlicher als Vlies.

 

Papierbespannung ergibt relativ drehsteife Flächen, jedoch weist das 12 Gramm Material bereits bei Landungen im Stoppelfeld Löcher auf. 21 Gramm Papier ist hier etwas besser. Dies gilt insbesondere bei Freiflugmodellen, die mit ausgelöster Thermikbremse waagerecht vom Himmel kommen und sich dann regelmäßig ein Stoppelfeld zur Landung aussuchen.

 

20. Färben der Bespannmaterialien

 

Da es in letzterer Zeit immer weniger buntes Bespannpapier zu kaufen ist, nun noch einige Tipps hierzu. Das Bespannpapier lässt sich nicht beizen, da es sich hierbei vollständig verzieht und auf dem Modell ist es nicht zu beizen, da es hierbei vollständig fleckig und unansehnlich wird. Vlies kann gebeizt werden, wodurch z.B. bei Oldtimerflugmodellen eine vergilbte Oberfläche nachgeahmt werden kann. Hierbei habe ich jedoch bei verschiedenen Versuchen feststellen müssen, dass der beste Erfolg einer gleichmäßigen Färbung nur erreicht wird, wenn das Vlies, vor dem Aufbringen auf das Modell, in einem Rahmen eingespannt ist, so dass von beiden Seiten gearbeitet werden kann. Das Vlies muss vollständig frei sein und nirgends aufliegen, da ansonsten die Färbung nicht gleichmäßig wird. Gebeizt wird nun mittels eines in Beize eingetauchten Schwammes, der nicht sehr nass sein darf. Der Schwamm muss ohne Druck geführt werden. Beim Beizen muss darauf geachtet werden, dass die Fläche gleichmäßig feucht ist, keine trockene oder nasse Stelle, aufweist. Zum Abschluss wird die gesamte Fläche mit dem gut ausgedrückten Schwamm nochmals beiderseits abgewischt. Die Farbintensität der Beize kann nicht durch geringeren oder größeren Auftrag auf die zu beizende Fläche variiert werden, diese ergibt immer unschöne "Wolken". Die einzige Möglichkeit ist hier die Verdünnung der Beize.
Dies ist ein sehr aufwendiges Verfahren, ergibt aber eine sehr edle, antike Färbung. Zu beachten ist, dass sich nur wasserlösliche Pulver-Beize oder Salmiakbeize eignen. Wachsbeize hinterlässt eine Wachsschicht, die keinerlei Verklebung oder Weiterlackierung mehr zulässt. Bei der Weiterverarbeitung des gebeizten Vlieses ist darauf zu achten, dass dieses nicht mehr gewässert werden darf, da ansonsten auf der Oberfläche unschöne Flecken entstehen. Die Weiterverarbeitung kann nur mittels Föhnen und anschließend mit Spannlack erfolgen. Pulverbeizen gibt es in allen Farben.

 

21. Einfärben des Spannlackes

 

Eine weitere Möglichkeit eines farbigen Flugmodelles ist die Einfärbung des Spannlackes. Als Farbe eignen sich Textilfarben oder Trockenbeizen, welche dem verdünnten Spannlack zugegeben werden. Diese Farbe kann jedoch lediglich eine Lasur sein, kein deckender Farbanstrich. Bei der Farbzugabe müssen die einzelnen Komponenten sehr genau ausgewogen werden um eine spätere Rekonstruktion der Farbintensität zu gewährleisten. Die Farbintensität richtet sich bekanntlich nach der zugegebenen Menge an Farbpulver.

 

Eine weitere Möglichkeit sind Farbpasten aus dem Malerbereich. Hierbei muss jedoch darauf geachtet werden, dass diese für Lösungsmittelhaltige Lacke zu verwenden sind. Mit diesen Farbpasten können auch deckende Spannlacke gemischt werden.

Zu beachten ist dringend, dass vor dem Anstrich des Modelles zuerst eine Probe an einem Versuchsstück zu machen ist, damit nicht das gesamte Modell bei Nichtgelingen neu bespannt werden muss. 

Beschaffung der Materialien:
Die erforderlichen Materialien, wie Bespannpapier in unterschiedlichen Gewichten und Farben, Bespannseide und Bespannvlies, wie auch Porenfüller, Spannlack und Verdünner sind, auch im Versand, erhältlich bei:
H.H. Lismann GmbH, Bahnhofstraße 13, 66538 Neunkirchen/Saar
Tel: +49 6821-21225, Fax: +49 6821-21257
E-Mail: info@Lismann.de
Die Fa. Lismann ist das älteste Modellbau-Fachgeschäft im Saarland und gemäß der Zeitschrift: "Flugmodell und Technik" 02.2016, Artikel: "65 Jahre FMT / 70 Jahre VTH", Seite 58, war die Fa. Lismann bereits 1957 Vertriebspartner für die Zeitschrift FMT.
oder in jedem anderen gut sortierten Modellbau-Fachgeschäft.

 

 


 
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